Jetzt aber! Hier kommt meine Weihnachtsbaumgeschichte. Ich schrieb sie im Dezember 2016 im Rahmen einer Kolumne, die ich seit vielen Jahren mitschreibe.
Damals wusste ich noch nichts von therapeutischem, kreativem oder autobiografischem Schreiben. Wie wundervoll, dass die Kraft der Worte und des Aufschreibens schon so lange in mir wirkt. Der kleine Weihnachtsbaum ist ein prima Beispiel, wie du ganz leicht ins autobiografische Schreiben "geraten" kannst. Ein Blick, eine Erinnerung und schon bist du mittendrin in deiner Autobiografie. Vielleicht hast du Lust und probierst es mal aus. Schreib über eine schöne Weihnachtserinnerung.
Viel Freude.
In der dunklen Nacht zieht er an mir vorüber: Ein kleiner Weihnachtsbaum. Er hat keine roten oder blauen Lichterketten um sich herum gewickelt. Es steht auch kein blinkendes Reh daneben und schon gar kein Weihnachtsmann. Nein, er ist mit den ganz altmodischen elektrischen Kerzen bestückt. Da steht er und strahlt mit seinem warmweissen Licht mitten in mein Kinderherz. Und zaubert eine meiner schönsten Weihnachtserinnerungen hervor. Ich geniesse diesen Augenblick kindlicher Naivität, gebe mich kurz dem Gefühl hin, wieder ans Christkind zu glauben, das auf mysteriöse Weise durchs Fenster fliegt und das blaue Velo unter den Weihnachtsbaum stellt.
Früher – ja, ich bin auch schon in dem Alter, wo ich „früher“ sage – da fuhren wir an Weihnachten immer zu unseren Grosseltern ins Emmental. Und wir zählten die Weihnachtsbäume, die an uns vorbei zogen. Damals gab es noch keine blinkenden Bäume mit Rentieren nebendran. Und dann beim Grosmutti in der warmen Stube stand ein kleiner, leicht verhutzelter Weihnachtsbaum.
Schon gschpässig, wie Weihnachten in der Erinnerung so viel schöner ist. Jetzt habe ich das Gefühl, der Konsum stehe im Vordergrund. Ich hadere ab und zu mit den vielen Schoggi-Varianten, Parfümkreationen, Spielsachen. Und ich habe das Gefühl, ich hätte keine Zeit für nichts und sei nur noch im Dunkeln unterwegs.
Wie zauberhaft ist es doch, dass mich dieser schlichte Baum daran erinnert, wie schön Weihnachten eben sein kann. Morgen auf dem Arbeitsweg werde ich die Weihnachtsbäume zählen.
Ich freue mich drauf